Egal ob in der Kinder- oder Hundeerziehung - das Thema Grenzen setzen ist allgegenwärtig und wird heiß diskutiert.
Wir sind absolute Freunde der sanften und fairen Hundeerziehung und lehnen Gewalt und Zwang, egal ob physisch oder psychisch ab. Es wird weder am Hund rumgedrückt, etwas nach ihm geworfen, er wird nicht erschreckt, angeschrien oder bedroht. Und sehr oft hören wir andere Trainer und Hundehalter sagen, dass wir antiautoritär arbeiten und keine Grenzen setzen.
Gut, dass wir es besser wissen. Grenzen sind absolut wichtig: Sie geben Sicherheit, die Hunde wie auch wir Menschen brauchen. Sie schaffen Harmonie, Gelassenheit und Struktur. Regeln sind wichtig für unsere Hunde im Zusammenleben mit anderen Individuen. Und genau deshalb zeigen wir unseren Hunden auch Grenzen auf.
Leider verwechseln viele Menschen Grenzen setzen mit Machtspielchen. Weder muss ich meinem Hund zeigen, dass ich der Stärkere bin (bin ich so oder so nicht), noch muss ich demonstrieren, dass ich über alles bestimme. Und schon gar nicht, indem ich den Hund erschrecke, im Genick packe, auf den Boden drücke...
Ja, meine Hunde dürfen tatsächlich vieles, aber nicht alles. Sie dürfen z.B. kein Wild hetzen, sie dürfen keine Spaziergänger anspringen, sie dürfen nicht ohne mein Einverständnis zu einem fremden Hund rennen, sie dürfen mich an der Leine nicht hinterherzerren, sie dürfen keinen Acker oder Getreidefeld betreten, sie dürfen das dreckige Geschirr in der Spülmaschine nicht abschlecken, sie dürfen nicht in die Wohnung machen, sie dürfen im Wald nicht stöbern gehen und vieles mehr. Aber ja, sie dürfen auf dem Sofa oder im Bett schlafen, sie dürfen bellen, wenn sich jemand dem Grundstück nähert, sie dürfen zuerst zur Tür raus, sie dürfen sich dreckig machen, buddeln und vieles mehr.
Wenn ich meinen Alltag mit meinen Hunden so betrachte, dann merke ich, dass ich schon allein mit der Leine oder einer Tür eine grenze setze. Dass meine Hunde nicht da hingehen dürfen wo sie wollen, weil die Leine nun mal nur 3m lang ist setzt ja schon eine Grenze. Dass meine Hunde am Wegrand absitzen müssen anstatt Spaziergänger anzuspringen setzt eine Grenze. Dass Pinuù den Radfahrer nicht hetzt, sondern anzeigt ist eine Grenze, usw.
Grenzen setzen wird leider immer gleichgesetzt mit Bestrafung. Ich kann Grenzen aber auch nett und freundlich setzen. So lässt sich Jakito z.B. vom Buddeln unterbrechen, indem ich das Umorientierungssignal gebe, ihn auffordere einen Handtouch zu machen, den positiv aufgebauten Geschirrgriff anwende oder ihn einfach auffordere, sein verlorenes Spielzeug zu suchen (oder, oder, oder...)
Genauso kann ich meinen Jagdhund unterbrechen Vögel zu hetzen, indem ich ihn rufe und ihn stattdessen ein Spielzeug hetzen lasse. Das klappt natürlich nicht, wenn ich keine Arbeit in das Training investiert habe, aber wenn der Rückruf sitzt und es funktionale Verstärker gibt, die als Alternative zum vom Hund gezeigten Verhalten dienen, dann kann man sehr viel erreichen. Man muss es nur wollen.
Nachdem ich bei meinem Hund den Doppelten Rückruf aufgebaut habe, konnte ich ihn schon nach 3 Wochen vom Hetzen abrufen. Und somit konnte ich mit meinem Rückruf eine Grenze aufzeigen. Grenzen setzen geht auch nett! Seid fair zu euren Hunden, beachtet ihr Naturell, ihren Charakter und investiert Zeit in euer Training, denn ihr habt die Verantwortung für ein Lebwesen übernommen, dass respektiert und nicht unterdrückt werden will. Und ihr werdet merken wieviel Spaß es macht Grenzen zu setzen - euch und eurem Hund!